Kirchenmusik ist nicht nur etwas für eingefleischte Fans
Am Kirch-Mai-fest wurde uns eine musikalische Kostbarkeit geboten: Zwei Chöre musizierten, die beide seit 10 Jahren bestehen.
Aus Luxemburg kam VIVACE. Er machte seinem Namen alle Ehre, trug in einem abwechslungsreichen Programm Werke aus verschiedenen Jahrhunderten vor - mal lebhaft, mal verhalten, immer sehr aufmerksam.
Der Chor wagte sich auch an komplizierte Tongebilde heran, die hervorragend gemeistert wurden. Unter der sensiblen und sicheren Leitung von Ulric Evrard gelang eine herrliche Dynamik: Eben noch ertönte eine rasante Tonpassage mit zungebrecherischer Sprechweise, da fand man sich zur sanften Harmonie einer Alpenmelodie zusammen - dem Glanzstück des Programms. Angenehm war auch die Sprechstimme, die als roter Faden mit Anmerkungen zum Inhalt und Übersetzungen fremdsprachiger Texte durch die Liedfolge führte.
"Ich tue meinen Mund auf!" hieß es in einem Lied unseres Chores "Kreuz&Quer". und man tat es auf wohlklingende Weise. "Kreuz" für "geistlich" und "Quer" für "weltlich" bestimmte die gut ausgesuchte programmfolge. Es ist beeindruckend, zu welcher Reife sich dieser Chor entwicjelt hat. Und es ist immer wieder erhebend zu sehen, mit welchem Einsatz und mit welcher Freude alle Beteiligten musikzieren. Auch an diesem Abend dirigierte Susanne Brinkmann temperamentvoll wie immer. Mit rhythmischer Körpersprache führte sie ihren Chor um alle Synkopenklippen herum. Auch wenn sie solistisch tätig war und die Leitung zeitweilig in andere Hände gab, machte die keinen Qualitätsunterschied.
Ansprechend waren auch die Soli einiger Chormitglieder. Ein launiges Zwiegespräch rundete das Programm ab. Notenblätter waren nicht zu sehen. Man braucht sie wohl nur zum Einüben.
Nachdem am Ende des Konzerts beide ChöRe mit etwa 60 Mitgliedern vom Altarraum den Abschluss gesungen hatten, wollte der herzliche Applaus kein Ende nehmen.
Sie waren nicht dabei? Dann sind Ihnen zwei Stunden Freude entgangen!